Die Bezeichnung "Zehner" entstand in der Zeit, als die Jollen in sogenannte Gigklassen unterteilt waren. Als Zeichen hatten die 10qm Gigjollen eine roemische Vier "IV" im Segel.
Das Segelzeichen "V" fuer die 5qm Gigklasse, auch bezeichnet als "Segelcanoe" od. "Fuenferl", ist bei den wenigen bis heute noch existierenden Exemplaren als einziges erhalten geblieben. Alle anderen Gigklassen haben im Laufe der Zeit andere Segelzeichen bekommen (N,M,Z und J).
Am 25.ordentlichen deutschen Seglertag, am Sonntag den 27.November 1921 im Hotel Kaiserhof, Berlin wurde unter anderem beschlossen, dass die 10qm Gigs kuenftig in der Gruppe der Rennklassen als "10qm Rennklasse" gefuehrt werden, sodass in der Folge auch von "10qm Rennjollen" gesprochen wurde.
Dieses Jahr 1921 war somit das Geburtsjahr der 10qm Rennjolle.
Auch wenn in diversen Yachtregistern aeltere Exemplare ,z.B. auch aus 1909, auftauchen, so sind diese meist mit einem Cat-Rigg versehen und es wurden eben diese Gig-Konstruktionen spaeter in die 10er Rennjollenklasse integriert, da man die Gig-Klasse ja zeitgleich mit der Schaffung der 10qm Rennklasse aufloeste.


Das Bild zeigt den Zehner IV 144 "Alraune" vom Woerthersee im Jahre 1925, welcher 1923 in der Woerthersee Werft gebaut wurde.
IV Alraune 1925 Woerthersee

Um 1925 gab es fuer die 10qm Rennjolle in Berlin im deutschen Segler-Bund  auch kurze Zeit fuer die Bezeichnung der sogenannten "Bundesrennjolle" ein unterstrichenes "D" als Segelzeichen. In den freien Segler Verbaenden war ein unterstrichenes "C" fuer die 10qm Rennjollenklasse vorgesehen.


Das Bild zeigt Chico D 23 auf der Havel/Berlin im Jahre 1925.


Die elegante Rumpfform, die sich letztlich bei den spaeteren 10qm Rennjollen durchgesetzt hat, ist hier schon deutlich zu erkennen.

Zeitgleich mit dem Segelzeichen unterstrichens "D" und "C" fuer die 10qm Bundesrennjolle hat sich um 1921 das Segelzeichen "N" im deutschen Segelverband fuer die Freie 10qm Rennklasse definiert, welches bis heute fuer die 10qm Rennjolle seine Gueltigkeit hat.


Das Bild zeigt den Zehner GRETL auf der Alten Donau in Wien 1926 bereits mit der Bezeichnung N.
Gretl Alte Donau in Wien 1926

In den endenden 20iger Jahren und beginnenden 30iger Jahren fand ein regelrechter Boom in der freien Rennjollenszene statt, die fuer jeden Bootskonstrukteur eine grenzenlose Herausforderung darstellte, denn jeder wollte das schnellste Schiff seiner Klasse entwerfen.
Allerdings gab es auch eine Reihe von Seglern, die einen Regattawettkampf wuenschten, in dem nicht das schnellste Boot, sondern der beste Segler ermittelt werden sollte.
Und das geht nur, wenn alle mit gleichen Booten gegeneinander antreten. So entstand um 1930 der Gedanke, eine Einheitsklasse fuer die 10qm Rennjolle zu entwickeln. Es fanden Regatten mit freien Zehnern statt, die auch dazu dienten, herauszufinden, welcher Zehnerriss der geeignetste fuer die Definition des Einheitszehners war.
Die Entscheidung fiel 1931 auf den Riss von Reinhard Drewitz aus Berlin, der mit seinem Boot zwar nicht das schnellste, aber eben das geeignetste entworfen hatte.

Blaupause des Einheitszehner Riss von Reinhard Drewitz

Das Bild zeigt 1948 drei Einheitszehner auf dem Mondsee




Das Baubesteck wurde formal und mit Blaupausen festgehalten und der Einheitszehner war geboren.
1932 wurde der Einheitszehner beim D.S.V. anerkannt und ab 1932 konnten in Deuschland, Schweiz und Oesterreich die Bauplaene beim D.S.V. von den Werften erstanden werden. Diese voranngegangene Weichenstellung fuehrte in den Jahren 1932-1936 zu einer grossen Zahl an Bestellungen von Einheitszehnern bei den Bootsbauern.
Die Regatten wurden nun in 2 Kategorieren abgehalten. Die der Einheitszehner und die der freien Zehner.
Als Symbol fuer den Einheitszehner waren urspruenglich 3 ineinander verschraenkte Ringe definiert. Da dieses Symbol aber dem Firmenloge des deutschen Krupp Konzerns gleichte, wurde das Segelzeichen bald auf die aeusseren Umrandungen dieses Symbols reduziert abgeaendert und blieb so bis heute.
Der Einheitszehner ist 6,60 meter lang und 1,40 meter breit. Die Verdraengung ist etwa 235 kg. Mit seinem Gaffelrigg gibt es auch in allen anderen Details bis hin zu den Beschlaegen genau festgelegte Baubestimmungen.

Das Bild zeigt N 99 SPEEDY GONZALES BJ 1964 Kunststoffrumpf mit Sperrholzdeck auf der Alten Donau/Wien




Nach dem 2.Weltkrieg gab es noch ein paar Neubauten aus Holz. Die meisten 10qm RJ ueberlebten den Krieg und die Nachkriegszeit allerdings nicht. Beispielsweise schlug in einem Winter waehrend des Krieges eine Fliegerbombe im Segelclub Floridsdorf (Wiener Yacht Club) ein, wodurch die darin gelagerte 10qm RJ Flotte der Mitglieder mit einem Schlag voellig ausgerottet war.
In der Nachkriegszeit wurden oftmals Boote von den Soldaten der Besatzung aus den Bootshaeusern genommen und damit segeln gegangen. Allerdings liessen diese die Boote nach Beendigung der Segelpartie herrenlos auf dem See treiben und niemand aus der Bevoelkerung getraute sich, verstaendlicher Weise, die Boote sofort wieder sicherzustellen.
In den 50iger Jahren wurden die Segelclubs schnell wieder aufgebaut und man versuchte wieder mit vereinten Kraeften den Segelsport zu etablieren. 10er Regatten mit Feldern bis zu 20 Booten wurden ausgetragen, wobei es meist nur noch eine "freie" Zehnerwertung gab. Wahrscheinlich auch ein Grund dafuer, dass bei vielen Einheitszehnern in dieser Zeit das Rigg von Gaffel auf Peitschenmast umgebaut wurde. Als man in den 60iger Jahren begann Kunststoff im Bootsbau zu verwenden, waren die Weichen dahingehend schon gestellt, dass Holzboote keine Zukunft mehr bekommen sollen.
Es wurden zwar in den 60iger Jahren von der Bootswerft Schoechl am Mattsee noch 10qm Rennjollen aus Sperrholz und Kunststoff neu gebaut. Auch im Wiener Yacht Club gab es einige Neubauten aus Kunststoff, aber die Alternative, zum Korsar und Flying Duchman zu greifen, war fuer die meisten zu verlockend. Ein weiterer Grund bestand darin, dass die Kunststoff 10er wegen des geringeren Gewichtes vor allem bei Leichtwind klar im Vorteil gegenueber den alten Holzzehnern waren. Dieser Umstand sorgte auch fuer Frustration unter den Holzzehnereignern.
So fand anfang der 70er Jahre die 10qm Rennjollenszene ein jaehes Ende und verschwand seit dem gaenzlich von unseren Seen.
Alte Donau

Das Bild zeigt die IKM 2010 Wallersee/Salzburg




Die Statistik zeigt uns heute wieder eine neue Entwicklung:
2006 waren in Deutschland und Oesterreich 3 verschiedene 10er bei 3 Regatten vertreten.
2007 waren es schon 3 bei 5 regatten.
2008 waren 7 Boote bei 12 Regatten dabei.
2010 kam nach 40jaehriger Pause wieder eine Intern.Klassenmeisterschaft zustande und das mit 6 Booten.
Seit dem findet bis heute die Internationale Klassenmeisterschaft jährlich statt und wurde zur Konstante mit Teilnehmerzahlen um die 6 Boote.
Die uns vorliegende Bootsliste gibt uns Auskunft ueber derzeit 36 noch existierenden Boote welche alle in Deutschland und Österreich sind. Eines davon allerdings inJapan. Natuerlich wird es noch einige mehr geben, von denen wir noch keine Kenntniss haben.
Aber allzuviele werden es dennoch nicht mehr sein.
Deshalb hat es Wert, einen jeden Zehner zu retten.